Um sich über den Fortschritt des Tiefen-Geothermie-Projekts in Bad Bevensen zu informieren, hat sich der Niedersächsische Minister für Umwelt, Klimaschutz und Energie Christian Meyer kürzlich mit Bad Bevensens Stadtdirektor Martin Feller und Geothermie-Stabstellenleiter Roland Klewwe getroffen. Geplant ist, über eine Probebohrung zunächst das geothermische Potential der Region konkreter zu ermitteln. Die Stadt will in einem städtischen Waldstück in der Nähe des Herz- und Gefäßzentrums bis zu einer Tiefe von gut 3000 Metern bohren lassen, um herauszufinden, ob das Wasser im Erdinneren heiß genug wäre, um zum Start mehrere nahegelegene Kliniken und die Jod-Sole-Therme mit Wärme zu versorgen. Das geothermale Wasser soll nach der Nutzung zurück gepumpt werden, um es erneut zu erwärmen. Diese geschlossene Kreislauftechnologie soll eine nachhaltige Nutzung der geothermischen Ressourcen gewährleisten.
„Um Niedersachsens ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, müssen wir auch die klimaschonende Tiefen-Geothermie mit aller Kraft vorantreiben. Als Land der auslaufenden Erdöl- und Gasförderung verfügen wir nicht nur über führende Unternehmen der Bohrtechnik, sondern auch über große Potentiale für erneuerbare Wärme aus der Tiefe“, so Meyer. Ein wichtiger Baustein beim Klimaschutz – gerade bei der Wärmewende – kann für Niedersachsen daher auch Geothermie sein. Vom Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) wurden bereits zwölf sogenannte Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Erdwärme vergeben. Ein großes Problem ist die Absicherung des Fündigkeitsrisikos. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat daher Mittel in zweistelliger Millionenhöhe bereitgestellt, um der Tiefen-Geothermie zum Durchbruch zu verhelfen.
Da es derzeit keine spezielle Richtlinie zur Förderung von Geothermie gibt, hat das Umweltministerium die Voraussetzungen für eine Förderung aus dem Wirtschaftsförderfonds geschaffen. Denn das sogenannte Fündigkeitsrisiko stellt oft ein großes Hemmnis bei der Realisierung entsprechender Projekte dar. Das Risiko beschreibt die Gefahr, dass ein geothermisches Reservoir nach der Erschließung nicht die notwendige Quantität oder Qualität aufweist. Da die Probebohrung aber sehr teuer ist, will das Land das Förderrisiko bis zu einem gewissen Grad absichern. Daher hat das Umweltministerium eine bedingt rückzahlbare Zuwendung beschlossen. Mit einem zweistelligen Millionenbetrag plant das Land zunächst die beiden Pilotprojekte zu unterstützen.
Der Rat der Stadt Bad Bevensen hat beschlossen, eine Geothermiegesellschaft zu gründen zu wollen. „Diese Gesellschaft ist dann Antragstellerin für den Förderantrag bei der N-Bank“, schildert Geothermie-Stabstellenleiter Roland Klewwe. Nach einer Bewilligung durch das Kreditinstitut wird das Gelände seismisch untersucht, um die Bohrstelle abzusichern. Geplant ist dann eine erste Bohrung zur Erprobung bis in maximal 3000 Meter Tiefe. „Ist die Bohrung erfolgreich, folgt dann eine zweite Verpressbohrung“, erläutert Klewwe. Er rechnet mit Gesamtkosten von rund 28 Millionen Euro. Im Falle eines positiven Verlaufs der Probebohrungen würden die Mittel an das Land zurückfließen und könnten erneut in weitere Geothermie-Projekte investiert werden.
Die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsvoruntersuchung erwartet die Kurstadt Anfang April. „Die Geothermie bietet uns die Möglichkeit, erneuerbare Wärme aus einer umweltfreundlichen und nahezu unerschöpflichen Energiequelle zu gewinnen. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass solche Projekte wie in Munster oder Bad Bevensen zukünftig verstärkt gefördert und unterstützt werden“, so Meyer.
Im Zuge des Besuchs der Delegation aus Bad Bevensen wurde dem Minister ein weiteres Projekt mit Klima- und Naturschutzzielen für die Kurstadt vorgestellt: Anke Matthes und Kai Boehnke haben ihre Vorstellungen für die Zukunft der Medinger Mühle dargestellt. „Es war ein erster Auftakt – wir sind ja noch nicht offiziell Besitzer des Areals“, sagt Matthes, die dankbar ist, ihr Vorhaben dem Minister vorstellen zu können: „Unser Projekt wird ohne Förderung nicht realisierbar sein.“